Das Glück der Vergangenheit

Das Glück der Vergangenheit

Ich habe tatsächlich angefangen, meinen ersten Roman zu schreiben.

Das Buch beschreibt das Leben meiner Mutter, ihre Jugend in Ostpreußen, ihre Flucht, ihre Kriegs- und Nachkriegserlebnisse. Aber auch das Leben nach dem Krieg, als sie in Hamburg meinen Vater kennenlernte und schließlich mich bekam. Und wenn es nicht den Seitenumfang sprengt, schließe ich mit der heutigen Zeit ab.

Eigentlich wollte ich ein Buch über mich und mein Krustentier schreiben, aber dann fand meine Mutter beim Aufräumen ihre Tagebücher wieder, die sie führt, seit sie ca. zehn Jahre alt war. Nicht ganz lückenlos bis heute, aber doch so, dass ich mir viele Dinge und Situationen bildlich vorstellen kann.

Recherche in der Vergangenheit

Natürlich möchte ich alles so genau wie möglich recherchieren und einige wichtige Details fehlen mir noch, um die Geschichte wirklich authentisch schreiben zu können.

So habe ich also eine Art Interview mit meiner Mutter geführt. Sie sollte mir genau beschreiben, wie die Schauplätze ihrer Jugend aussahen und was zu welcher Zeit an welchem Ort passiert ist.

Erst habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht, dass diese ganzen Fragen sie zu sehr aufwühlen könnten. Immerhin spielt ein wesentlicher Teil der Geschichte in ihrer Jugend, also in Zeiten unmittelbar vor und während des 2. Weltkriegs. Ich möchte mich erst einmal auf ihre frühe Kindheit fokussieren. Also, alles vor und während der Schulzeit. Und gerade diese Zeit war die schwerste ihres Lebens mit der Deportation ihrer jüdischen Freundin, ihrer Flucht aus Ostpreußen und den Eindrücken aus dem Flüchtlingslager in Mecklenburg.

Erinnerungen an die Vergangenheit

Meine Mutter war ganz aufgeregt, dass ich soviel Rummel um ihre Person mache und hatte sogar ihre alte Fotokiste rausgeholt. Darin fanden wir wahre Schätze. Bilder ihrer Mutter, ihres verschollenen Vaters und ihres Bruders. Mit jedem Foto wurde sie gesprächiger und ihr fielen so wunderbare Geschichten ein, die sie bereitwillig und voller Euphorie erzählte. Ganze zwei Stunden saßen wir gemütlich mit unserem Kaffee auf ihrem Sofa und sie erzählte und erzählte. Ich schrieb fleißig mit und stellte hin und wieder eine Frage, ansonsten ließ ich sie einfach reden.

Nach wenigen Augenblicken fühlte ich mich förmlich in die Zeit um 1934 zurückversetzt und befand mich mitten im Geschehen. Selten habe ich sie in den letzten Jahren so aus sich herauskommen sehen. Sie blühte förmlich auf und ihre Wangen wurden ganz rot vor Aufregung. Immer mehr kleine Anekdoten fielen ihr ein und wir lachten gemeinsam lauthals über die eine oder andere Geschichte.

Zum Schluss nahm sie mich in den Arm und meinte, sie sei so glücklich, alles noch einmal in Gedanken erlebt zu haben. Es käme ihr fast vor, als sei ihre Jugend zurückgekehrt. Ja, sie fühle sich so unbeschwert, wie schon lange nicht mehr.

Der Nachmittag war ein voller Erfolg! Ich habe ganz viele Anregungen für mein Buch und Mutti ist glücklich. Mehr geht nicht, oder?

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