Mrs.Squirrel Diesunddas KompromissbereitGlücklich

Kompromissbereit glücklich

Das Leben ändert sich und das ist auch gut so. Sicherlich kann es auch sehr beruhigend sein, wenn man immer den gleichen Trott hat und nichts Erschütterndes passiert, denn dann weiß man, was man hat und kann sich behaglich einrichten in seiner Lebensnische.

Bei mir waren es schon einige Lebensnischen, die ich mir gemütlich eingerichtet hatte, eigentlich darauf vorbereitet, sie auch nicht mehr zu verlassen. Doch meistens kam es anders als geplant und bei den ersten lebensveränderten Ereignissen brauchte ich eine ganze Weile, um mich in meiner neuen Nische wieder zurecht zu finden, geschweige denn sie als behaglich zu empfinden.

Wenn Du kompromissbereit bist, eröffnen sich neue Sichtweisen

Mit den Jahren allerdings lernte ich, dass jeder Veränderung ein ganz gewisser Zauber innewohnt und man sich nur darauf einlassen muss, um auf diesem neuen Weg sein Glück wieder zu finden. Manchmal muss man Kompromisse eingehen und Althergebrachtes oder Liebgewonnenes bleibt auf der Strecke. Aber ich denke mir, wenn man aufgeschlossenen für Alternativen ist, kann man ganz neue schöne Dinge für sich entdecken und der Kompromiss ist dann plötzlich gar kein richtiger Kompromiss mehr.

Gerade vor Kurzem (also vor einigen Monaten) mussten wir, der Herzmann und ich, uns entscheiden, ob wir uns noch einmal verändern sollen. Wie Ihr in einem meiner letzten Beiträge (Mein Hobbytraum ist wahr geworden) ja bereits lesen konntet, sind wir letztes Jahr im Spätsommer noch einmal umgezogen. Dieser Umzug war nicht geplant und erst recht nicht gewollt. Eigentlich wollten wir bis ins hohe Alter in dem gemieteten Häuschen wohnen bleiben und von da aus allerhöchstens noch in eine Seniorenresidenz umziehen. Soweit der Plan…

Leider stellte sich nach ca. einem Jahr heraus, dass unsere Vermieterin nicht so nett und unkompliziert war, wie wir anfangs dachten (und sie uns auch glauben ließ). Nichts konnten wir ihr Recht machen und egal wie schön wir Garten und Haus gepflegt hatten, es passte ihr irgendetwas anderes nicht. Zudem kam eine hohe Feuchtigkeit in den Wänden, die sich zuerst nur im Keller bemerkbar machte, dann aber, bei genauerem Hinsehen, leider auch in den Wohnräumen. Ihr defekter, über unserem Schlafzimmer gelegener, Balkon bescherte uns zusätzlich noch Schimmel an der Decke.

Lange redeten wir uns alles schön und versuchten die negativen Dinge auszublenden. Denn, wo findet man schon ein Haus mit großem Garten in Feldrandlage und unverbaubarem Blick in die Natur zu einem bezahlbaren Preis. So einfach wollten wir unsere mühsam erkämpfte Errungenschaft nicht wieder hergeben. Hatten wir doch viel Zeit in die Suche und Besichtigungstermine gesteckt, bis wir endlich dieses Objekt in unserer begehrten Lage gefunden hatten. Dann ging es weiter mit der vollständigen Renovierung der von uns bewohnten unteren Etage und Pflege des vorher etwas verwilderten Gartens. Ja, so viel Zeit und Energie wirft man doch nicht einfach so weg. Man hält sich an dem Glauben fest, dass es schon irgendwann wieder besser werden würde und man nur etwas durchhalten muss, um dann die absolute Glückseligkeit zu erfahren (das ist jetzt etwas pathetisch ausgedrückt…)

Seien wir aber mal ganz ehrlich, egal um welche Bereich es geht (Job, Beziehung oder eben das Miteinander) zu 99 Prozent passiert das nicht! Ganz im Gegenteil, meistens verstärkt sich der Unmut, man schluckt zu viel runter, wird immer unzufriedener und irgendwann geht es einem vielleicht sogar richtig schlecht. Ich hatte z. B. schon einen Kloß im Magen, wenn ich das Auto unserer Vermieterin, die die obere Wohnung als Zweitwohnsitz für kurze Aufenthalte nutzte, auf den Hof fahren sah. Kurz gesagt, die Lebensfreude bleibt erheblich auf der Strecke.

Kompromissbereit zu sein dauert manchmal etwas

Dann heißt es eine Entscheidung zu treffen. Weitermachen oder etwas verändern und das eliminieren, was einen unglücklich macht. Wir haben uns für einen Wohnortwechsel entschieden. Am Anfang waren wir dabei nicht sehr kompromissbereit. Es sollte in der näheren Umgebung sein und bitte doch genauso eine schöne ländliche Umgebung haben. Die Suche nach so einem Objekt gestaltete sich allerdings noch schwieriger als bei dem vorherigen Mal, alles was in Frage gekommen wäre, war schlichtweg unbezahlbar. So kamen die ersten Abstriche ins Spiel. Wir erweiterten den Suchradius und fanden zwei passende Häuschen, die bezahlbar waren und uns auf Anhieb gefielen. Die Besichtigungen lief gut, aber auf dem hart umkämpften Immobilienmarkt ist man ja so gut wie nie der einzige Interessent und beide Male machten wir nicht das Rennen bei der Endauswahl.

Also mussten weitere Kompromisse her und die Suche wurde ausgeweitet. Vom Haus in Alleinlage auf Doppel- und Reihenhäuser, letztendlich sogar auf Wohnungen mit Garten und drei statt vier Zimmern. Das Letzte brachte dann tatsächlich den erhofften Erfolg und wie von Zauberhand tauchte eine Wohnung im Nachbardorf, gerade einmal einen Kilometer von unserem damaligen Wohnort entfernt, auf. Die Bilder waren vielversprechend und zu einer Besichtigung wurden wir auch eingeladen. Der Herzmann wollte sich allerdings nicht so recht auf diesen Kompromiss einlassen, zu sehr hing sein Herz an Haus mit Garten.

Zugegeben, so ganz 100 prozentig war ich selbst nicht überzeugt von meiner Kompromissbereitschaft, wollte aber zumindest mal einen Blick riskieren. Und so fuhren wir mit sehr gemischten Gefühlen zu dem Besichtigungstermin. Die Vermieter waren nett (obwohl, das dachten wir ja schon mal…) und die Wohnung war der absolute Hammer. Die Dinge, die mich von Anfang an dem Haus ein wenig gestört hatten (braune Zimmertüren, abgenutzter Parkettboden, etwas altbackenes äußeres Erscheinungsbild) gab es hier nicht. Alles war in sehr gutem Zustand (sogar die Beschläge der Zimmertüren gefielen mir…) und sollte vor Neubezug sogar noch einmal komplett renoviert werden. Die Zimmer waren, bedingt durch die Gesamtgrundfläche von 140 qm, groß und sehr geräumig, so dass das Fehlen eines vierten Zimmers nicht ins Gewicht fiel. Alles war sehr hell durch die großen Dachfenster und langen Fensterfronten in den Zimmern, die Küche schick und in einem sehr guten Zustand und der helle Holzboden top gepflegt. Am meisten beeindruckten mich die freiliegenden Deckenbalken in einigen Zimmern und das große Badezimmer in Naturtönen.

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Nachdem wir kompromissbereit waren, sind wir jetzt glücklich

Der Herzmann entspannte sich zusehends und zum Schluss wäre er am liebsten sofort umgezogen. Einige Tage später erhielten wir tatsächlich die Zusage und unseren Mietvertrag zum 01.08.2020. Wir freuten uns wie verrückt.

Sicherlich kann ich jetzt nicht mehr von der Terrasse direkt in einen großen Garten gehen, sondern habe ein paar Stufen im Treppenhaus dazwischen und stehe dann nicht auf 800 qm Grund, sondern nur noch auf gut 120 qm (lang und schmal wie bei einem Reihenhaus). Unser Gartenstück können wir auch erst im Sommer bewirtschaften, da es durch einige Baumaßnahmen auf dem Grundstück noch nicht angelegt ist. Dafür gibt es zusätzlich zum Garten noch einen großen Balkon mit Südlage, der ausreichend Platz für meinen Strandkorb, eine Sitzgruppe und unseren Gasgrill bietet. Wir haben auch keinen freien Blick mehr über Felder und Wiesen. Aber die Wohnung liegt auf einem Resthof, also immer noch sehr ländlich und ruhig und aus unserem Wohnzimmerfenster sehe ich Pferde auf einer großen Koppel stehen.

Die Vermieter sind auch nach einigen Monaten noch genauso nett wie sie am Anfang schienen und mit unseren Nachbarn kommen wir ebenfalls sehr gut aus. Diego hat sich ab der ersten Sekunde in der neuen Wohnung wohl gefühlt und auch schon seinen Lieblingsplatz auf dem Balkon gefunden.

Alles in allem hat sich unsere Kompromissbereitschaft mehr als gelohnt und wir sind jetzt zwar nicht kompromisslos aber doch mehr als kompromissbereit glücklich. Daran sehe ich wieder einmal, dass, wenn man nur den Blickwinkel etwas verändert und andere Optionen in Betracht zieht, eine neue Lebensnische mehr als komfortabel sein kann.

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