Alt und Weise

Ich bin alt (und vielleicht ein bisschen weise…)

In elf Tagen werde ich 50 (in Worten: fünfzig Jahre). Ich muss zugeben, das beschäftigt mich doch etwas, auch wenn ich nicht zu denen gehöre, die ständig über ihr Alter nachdenken.o

Dass ich jetzt „alt“ bin, habe ich schon in dem Moment akzeptiert, als ich meine Gleitsichtbrille abholte. (Ein sichereres Indiz gibt es nicht, oder?) Die Zeit wäre also durchaus reif, für die Anmeldung beim Tanztee…. 😉

Was bedeutet schon alt?!

Ja, ich habe Falten, hätte lieber keine, versöhne mich aber täglich aufs Neue mit Ihnen. Über das ewig jung und glatt bleiben mit Hilfe von regelmäßigen Botoxinjektionen bin ich seit vielen Jahren hinaus. Wenn es mir auch gelegentlich in den Fingern juckt, meinen Botox-Spezialisten einmal wieder zu kontaktieren, greife ich dann doch nur zu meiner günstigen Tagescreme.

Vor zwanzig (sogar vor zehn) Jahren war ich kopfmäßig nicht halb so weit, wie ich es heute bin. Viele Erfahrungen und Erlebnisse haben mich geprägt. Vieles erscheint mir heute weniger dramatisch oder aufregend. Über Vieles muss ich heute (mit dem gewissen Abstand) laut lachen oder kann es zumindest belächeln.

Freundinnen (und Freunde) sind gekommen und gegangen in all den Jahren. Nur wenige sind geblieben (das sind ja bekanntlich die wichtigsten). Gerade hat meine BFF mich belehrt (ich hatte mich doch glatt um ein Jahr verrechnet), dass wir nächsten Mittwoch 35 Jahre befreundet sind. Es gibt kaum etwas, das wir nicht zusammen erlebt und durchgemacht hätten. Wobei ich zugeben muss, dass sie mit mir mehr durchgemacht hat als ich mit ihr. Sie hat viele Dinge nur einmal gemacht (z. B. geheiratet), ich des öfteren.

Absolute Highlights und etliche Schicksalsschläge habe ich mit meinen Mädels durchlebt, viele Tränen wegen zerbrochener Lieben oder anderer unüberschaubarer Katastrophen auf den jeweiligen Sofas geweint oder getrocknet, diverse Flaschen Prosecco mit ihnen geköpft und ausgiebige Shopping- und Feierwochenden in verschiedenen Großstädten dieser Welt verbracht.

Alt werden bedeutet nicht alt sein!

Drei Hochzeiten und zwei Scheidungen, mit mehr oder weniger glücklichen Ehen dazwischen, gehören zu meinem Leben. Ich war mit viel Engagement Stiefmama für zwei Teenager (aus beiden ist etwas geworden 🙂 ) und habe mit meinem jetzigen (und definitiv letzten) Mann eine große Stieftochter „bekommen“, die mich vor drei Jahren zur Stiefoma gemacht hat und mir vor ein paar Wochen sagte, sie hätte mich sehr gerne und ich dürfte sie gerne als ihre Tochter bezeichnen, weil ich ja wie eine Mama für sie wäre (Gott hab ich geheult…)

Viele Länder habe ich bereist und dabei wundervolle und spannende Geschichten erlebt,  erfolgreich mein eigenes kleines Unternehmen geführt und als Vorstandssekretärin in großen Unternehmen gearbeitet.

Meinen Papa habe ich an die grausame Krankheit Parkinson verloren und mit meiner zweiten langjährigen Freundin ihren Vater betrauert.

Vor ca. zwei Jahren bekam ich die erste Diagnose Krebs, vor einem Jahr die zweite und nun gerade hat sich wohl wieder einer eingenistet. Auch das hat mich nicht zerbrochen, ich kann immer noch lachen und habe Spaß am Leben. Nicht zuletzt durch die Unterstützung meines wunderbaren Mannes und meiner Freundin.

Was also um Himmels Willen sollte mir diese blöde Zahl schon anhaben wollen? Ist schließlich auch nur ein weiterer Geburtstag. Kopf hoch und durch. Die 50 ist die neue 30 lese ich überall in den angesagten Magazinen.

Mein Körper mag ja vielleicht altern, mein Kopf tut es nicht! Ich biete Dir die Stirn und sage Dir hiermit den Kampf an, Du böse Zahl….

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