Sie kommen hier nicht mehr rein

Sie kommen hier nicht (mehr) rein….

Als wir jung waren (vor vielen Jahren), hatten meine Freundinnen und ich genaue Vorstellungen von Dingen, die wir zwingend einmal erleben wollten. Auf unseren “To-Do-Listen” standen so verrückte Dinge, wie Groupie eines berühmten Popstars sein,  als berühmtes Fotomodell durch die Welt reisen, eine eigene Modelinie designen und in New York leben, in Island Ponys oder (hilfsweise) Schafe züchten (eine meiner Freundinnen war schon immer etwas anders…), in den angesagtesten Clubs auf der Gästeliste stehen oder in einem dieser Clubs Hausverbot wegen exzessivem Verhalten Hausverbot bekommen. Wie gesagt, wir waren jung….

Die meisten Dinge habe ich nicht abhaken können auf meiner Liste, weil sie dann doch zu abgehoben waren, ich vernünftiger (älter) geworden bin oder sich einfach mein Lebensmodell geändert hat.

Jetzt jedoch – viele Jahre später – kann ich zumindest einen Punkt als erledigt markieren:

I c h    h a b e    H a u s v e r b o t    b e k o m m e n.

Nicht etwa in einem der angesagtesten Clubs (diese habe ich seit Jahren nicht mehr von Innen gesehen), nein, ganz profan in einem Restaurant. Und auch nicht etwa wegen exzessivem Verhalten (das einzige, was ich noch exzessiv betreibe, ist gemütlich auf der Couch ein Buch lesen).

Die Vorgeschichte zu dem Vorfall ist mehr als banal:
Mein Mann hat vor einigen Wochen seine Selbständigkeit als freiberuflicher Koch aufgegeben und arbeitet seit dem in einem Restaurant / Tagungshotel als Küchenchef. Das war, bis auf die Tatsache, dass ihm die dazugehörigen Köche für einen geregelten Küchenablauf fehlten (diese hatten sich leider als nicht qualifiziert herausgestellt oder waren gar nicht erst zum Dienst angetreten) und er seit Beginn an alles mehr oder weniger alleine machen musste, eine gute Entscheidung. Nun ist er leider erkrankt und durch die Heftigkeit seiner Erkrankung längere Zeit nicht arbeitsfähig. Da er zudem auch nicht laufen kann/darf, habe ich seine Krankmeldung persönlich abgegeben und wollte noch einige Dinge klären.

Dabei geschah Folgendes:
Samstagvormittag um 10:00 Uhr betrete ich den Gastraum des Restaurants und frage freundlich nach der Chefin. Sofort eilt sie herbei, begrüßt mich lächelnd, schaut auf den gelben Schein in meiner Hand und bietet mir an, sich mit ihr doch einen Moment zu setzen, damit wir alles in Ruhe besprechen können. “Oh, wie nett” denke ich und nehme das Angebot gerne an, gibt es doch noch einiges (auch von unserer Seite) zu klären.

Ich erkläre ihr, dass mein Mann nun leider längere Zeit ausfallen wird und wir dies sehr bedauern. Dann nimmt das Gespräch einen etwas anderen Verlauf als geplant. Sie sieht mich durchdringend an und fragt mitleidsvoll: “Stimmt es eigentlich, dass Sie so schwer an Krebs erkrankt sind?” Als ich dies bejahe, setzt sie nach:” Na, dann stimmt das ja wenigstens.” Etwas verwirrt schaue ich sie an und will gerade nachfragen, wie das denn wohl gemeint sei, da erklärt sie mir, dass das wohl das Einzige wäre, was der Wahrheit entspräche von den ganzen Geschichten meines Mannes und sie müsse mir jetzt leider die Augen über ihn öffnen, auch wenn mich das vermutlich sehr enttäuschen wird. Auf das Schlimmste gefasst (vermutlich offenbart sie mir jetzt ein Verhältnis zwischen ihr und meinem Mann???) lausche ich ihren Worten.

Was sie mir dann allerdings “Dramatisches” zu verkünden hat, geht in eine ganz andere Richtung. In freundlich vertrautem Ton (wie so unter Freundinnen…) erklärt sie mir, mein Mann wäre nicht der, für den ich ihn halte (oh Gott, dass ich das all die Jahre gar nicht bemerkt habe…). Er würde falsche Tatsachen vorspielen (welche das sind, wollte sie dann doch nicht ausführen) und hätte in höchster Weise geschäftsschädigend gehandelt, indem er für sehr viel Geld Ware bestellt hätte, die niemand bräuchte. Des Weiteren hätte er sich erdreistet, seine (eigenen) Messer mitzunehmen und andere (persönliche) Dinge. So eine Frechheit hätte ich ihm zwar nicht zugetraut, meine Empörung hält sich jedoch in Grenzen.

Die Bestellung der Ware ließe sich übrigens sehr leicht mit einem Blick auf die in der folgenden Woche geplanten Veranstaltungen erklären. Ich halte jedoch lieber noch den Mund und lausche weiter interessiert ihren weiter heraussprudelnden Worten.

Als sie fertig zu sein scheint, noch lächelt sie mich übrigens verschwörerisch und freundschaftlich an, stelle ich meine Fragen.

  1. Warum sie am gestrigen Abend die ehemaligen Kunden meines Mannes angerufen und gefragt hätte, ob er dort arbeitet.
    (Dies hatten wir herausbekommen, weil einer der Betroffenen bei uns nachfragte, warum die Dame etwas hysterisch und anmaßend über meinen Mann herzieht)
  2. Warum mein Mann sein Gehalt noch nicht erhalten hätte.

Völlig aus dem Konzept gebracht von meiner gemeinen Attacke (bis eben waren wir ja immerhin noch sowas wie Freundinnen), schaut sie mich erst ungläubig an, entschließt sich dann jedoch, zu Frage 1 lieber keine Stellung zu nehmen.

Zu Frage 2 hingegen hat sie sehr wohl etwas zu sagen. Um offensichtlich Zeit zu gewinnen, fragt sie tatsächlich: “Welches Gehalt?”. Auf meine Erklärung: “Das für den Monat April.”, empfiehlt sie mir das Lesen einer Tageszeitung, um das genaue Tagesdatum zu ermitteln (was übrigens eindeutig, wie auch der Kalender, den 30.04.2017 ausweist). Lächeln tut sie nun auch nicht mehr. Mein Hinweis, der Monat sei (auch in der Tageszeitung) zu Ende und der folgende Werktag ein Feiertag, so dass wir schon mit dem Gehaltseingang rechnen könnten, bringt sie vollends aus der Fassung.

Das eben noch so freundliche Gesicht verzieht sich, sie springt auf, deutet auf die Tür und schreit mich an:”Raus hier, raus, raus raus, aber sofort.” An der Tür angekommen (die sie mir nicht einmal öffnet, unhöflicher gehts ja wohl gar nicht 😀 ) setzt sie noch nach: “Sie haben Hausverbot. Für immer.” Nun kann ich mir ein Lächeln doch nicht verkneifen und entgegne: “Oh, das ist ok, damit kann ich leben.” Ich stehe schon vor der Tür, als ihr noch etwas Entscheidendes einfällt: “Ihr Mann hat auch Hausverbot. Auch für immer.” (das war schon stimmiger, musste ich den Laden ja sowieso nicht zwingend wieder betreten…). Auch das nehme ich “dankend” an, gehe zu meinem Auto und fahre vom Hof.

Ganz ehrlich, vor 30 Jahren hatte ich mir ein Hausverbot immer wesentlich dramatischer vorgestellt. Jetzt bin ich doch irgendwie etwas “enttäuscht” 😀

Zum Abschluss möchte ich noch kurz erwähnen, dass wir ca. zwei Stunden später die Kündigung im Briefkasten hatten. Einen Gehaltseingang haben wir bis heute nicht. Das klärt nun unser Anwalt….

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2 Kommentare

  • Wahnsinn was man so alles erlebt in dieser Welt. Ich wünsche euch ganz viel Kraft, die werdet ihr brauchen!!! ???
    Und gute Besserung für euch beide!
    LG Mary

  • Ich wünsche gute Besserung und drücke die Daumen, dass das Geld recht bald überwiesen wird.

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