Pause

Manchmal braucht es eine kleine Pause…

… weil einfach zu viel passiert ist im Real Life und ich dadurch nicht zum Schreiben gekommen bin. Aber jetzt wird es langsam etwas ruhiger, so dass ich die Pause beende und Ihr hier endlich wieder neue Beiträge lesen könnt..

An sich lief das Jahr in der ersten Hälfte nicht schlecht für uns. Wir haben uns gut eingelebt in der neuen Wohnung, konnten im Sommer unseren Garten anlegen (wie er jetzt aussieht, berichte ich Euch noch ausführlich in einem der nächsten Beiträge) und auch sonst plätscherte das Leben mehr oder weniger entspannt vor sich hin. Nicht langweilig, aber auch nicht wirklich bahnbrechend aufregend.

Anfang August fing es dann an turbulent zu werden und ab da nahm das Drama seinen Lauf. Eigentlich waren es eher Dramen, die sich abspielten und bewältigt werden mussten.

Wir hatten schon länger bemerkt, dass mit meinem Schwiegervater etwas nicht so ganz in Ordnung war. In unseren häufigen Telefonaten wiederholte er Sätze vielfach und vergaß teilweise, dass wir einen Tag vorher gesprochen hatten. Als dann sein bester Freund Kontakt zu uns aufnahm und uns einige Begebenheiten aus dem Alltag erzählte, die auf eine beginnende Demenz schließen ließen, wussten wir, dass es an der Zeit war, etwas zu unternehmen. Nach einigen weiteren Telefonaten mit vor Ort wohnenden Verwandten wurde unsere Vermutung bestätigt und ich fing an, mir über mögliche Lösungen Gedanken zu machen.

Nun wohnen meine Schwiegereltern leider nicht „um die Ecke“, sondern 320 Kilometer entfernt. Logistisch also kein einfaches Unterfangen, mal eben etwas zu organisieren. Zu allererst erkundigte ich mich bei der Seniorenresidenz, in der meine Schwiegermutter seit einem Jahr lebt, nach freien Kapazitäten. Und tatsächlich gab es dort ein freies Zimmer, über welches wir kurzfristig verfügen konnten. Gleichzeitig wurde die Betreuung beim Amtsgericht beantragt und ein Termin mit der Hausärztin vereinbart.

Innerhalb einer Woche hatte ich alle notwendigen Dinge angestoßen. Der Herzmann bekam ohne Probleme eine Woche Urlaub, so dass wir den Rest vor Ort regeln konnten. Schon der erste Tag bei meinem Schwiegerpapa zeigte das erschreckende Ausmaß der Erkrankung. Nach einem Nachmittag mit vielen Wiederholungen an Sätzen und Geschichten, Vergessen, dass er bereits gegessen hatte und unruhigem Hin und Herlaufen, erkannte er uns abends plötzlich nicht mehr und wunderte sich, dass wir bei ihm im Wohnzimmer saßen. Richtig beunruhigend fand er das allerdings nicht, da wir ihm doch wirklich sympathisch waren. Uns beunruhigte das Ganze hingegen sehr.

Die – wirklich sehr nette und kompetente – Richterin brauchte bei der Begutachtung am nächsten Tag nur einen kurzen Moment um zu einem Urteil zu kommen. Innerhalb eines Tages waren wir als Betreuer bestellt. Auch die Hausärztin war überzeugt, dass umgehend etwas passieren müsse und ordnete einen Krankenhausaufenthalt zur Abklärung des Symptome an. Die Diagnose traf uns dann doch eher heftig und unvermittelt, Alzheimer-Demenz im fortgeschrittenen Stadium. Ein selbständiges Leben im eigenen Haushalt war ab sofort nicht mehr möglich.

Da ein längerer Krankenhausaufenthalt von Nöten war um die notwendige Medikation einzustellen, nutzten wir die Zeit, um alle nötigen Schritten einzuleiten. Vom Banktermin über die Krankenkasse und Möbelspedition für den Umzug schafften wir es wirklich innerhalb von sieben Tagen alles zu regeln und am Ende der Woche wartete sein Zimmer in der Residenz fertig eingerichtet auf seine Ankunft. Bei der Einrichtung hatten wir darauf geachtet, dass alles genauso aussah wie in seinem Wohnzimmer nur eben mit einem Bett dazu. So sollte er sich vom ersten Augenblick in der neuen Umgebung zurechtfinden.

Nach zwei Wochen zog er dann in sein neues Domizi um. Leider weigerte meine Schwiegermutter sich, mit uns an einem Strang zu ziehen, sondern war der Meinung, ihr Mann könne doch sehr gut weiter in der gemeinsamen Wohnung leben. Sie schickte ihn also nicht in sein Zimmer, wenn sie ihre Ruhe haben wollte, sondern konsequent nach Hause. Frei nach dem Motto, Dein Wunsch ist mir Befehl, lief er also mehrmals am Tag ca. eine Stunde zu Fuß durch die Stadt, um jedes Mal mit Hilfe des Pflegepersonals und leider – bedingt durch seine zunehmende Aggressivität – auch der Polizei wieder zurück gebracht zu werden. Um ein wenig Ruhe in die Situation zu bringen, fuhren wir also die nächsten Wochenenden immer wieder hin und versuchten ihm klar zu machen, dass er jetzt einen neuen Wohnort hatte. Nach ca. zwei Monaten hatte er es akzeptiert und fühlt sich jetzt zum Glück sogar sehr wohl in der neuen Umgebung. Auch meine Schwiegermama hat sich in die neue Situation gefügt und sie verbringen gemeinsam mehrere Stunden am Tag in ihrem oder seinem Zimmer.

Pause

Meine Schwiegereltern mögen nicht gerne fotografiert werden 😉

Kaum war der eine Stress mehr oder weniger bewältigt, fing Anfang Oktober meine 87-jährige Mutter an zu kränkeln, die bis auf ein paar kleine Zipperlein immer noch ganz fit war. Auch hier fing es ganz harmlos an mit Schmerzen hier und da sowie abnehmender Motivation ihren Tagesablauf zu gestalten. Nachdem dieser Zustand mehr als zwei Wochen anhielt und die Schmerzen eher zu- als abnahmen entschieden wir gemeinsam mit ihrer Ärztin, dass sie um eine Krankenhauseinweisung nicht herumkäme. Bei der Erstuntersuchung wurde ein Helicobacter Keim diagnostiziert. Das war erst einmal nicht so besorgniserregend, weil an sich gut behandelbar. Jedoch verbesserte sich ihr Zustand trotz Gabe eines hochdosierten Antibiotikums nicht, es ging ihr im Gegenteil eher schlechter. Herz- und Nierenwerte waren seit einiger Zeit nicht die allerbesten, zeigten jetzt allerdings wirklich alarmierende Werte.

Nach einer Woche klagte sie über starke Schmerzen im Rückenwirbelbereich und innerhalb weniger Stunden setzte eine Lähmung ab der Hüfte ein. Das MRT zeigte mehrere Wirbelbrüche, die wohl durch ihre bestehende Osteoporose entstanden waren. In einer sofort angesetzten Notoperation wurden die Wirbel stabilisiert. Leider ging die Lähmung nicht zurück und so kümmerte ich mich auch für meine Mutter um einen Platz in einem Seniorenheim bei uns in der Nähe. Denn alleine leben konnte sie nach der Entlassung aus dem Krankenhaus definitiv nicht mehr. Sie war damit einverstanden und es gab sogar ein freies Zimmer, welches sie nach absolvierter Reha beziehen konnte.

Einen Tag nach der OP durfte ich sie wieder besuchen und wir hatten einen wirklich schönen Nachmittag. Sprachen über viele Dinge, planten die Zukunft, machten Scherze und lachten viel und herzhaft. Sie war glücklich, zu uns in die Nähe zu ziehen und eine Tochter zu haben, die sich um alles kümmert. Eigentlich hätte nun alles gut (oder zumindest fast gut) werden können.

Am nächsten Morgen erhielt ich die Nachricht aus dem Krankenhaus, dass sie in der Nacht verstorben sei. Abends hatten wir noch telefoniert, um uns Gute Nacht zu sagen, dann war sie ganz normal eingeschlafen und morgens nicht mehr aufgewacht. An sich ein schöner Tod, wenn ich das so schreiben darf. Wie schön das speziell für sie war, wurde erst so richtig klar, als die Ergebnisse der bei der Operation durchgeführten Biopsie vorlagen. Die Ärzte hatten beim Fixieren der Rückenwirbel tumorartiges Gewebe entdeckt und eine Gewebeprobe entnommen. Der Befund war mehr als niederschmetternd, Magenkrebs im Endstadium. Der Tumor war durch die Magenwand gebrochen und hatte sich in der Wirbelsäule angesiedelt. Sie hätte maximal noch ein halbes Jahr überlebt, nach kurzer Zeit eine Magensonde benötigt und bis zum Ende extrem leiden müssen.

Mein Schmerz ist dadurch nicht weniger geworden, aber ich bin dankbar, dass ihr das alles erspart geblieben ist und sie von alle dem auch nichts wusste. So ist sie friedlich gegangen und kann jetzt wieder mit meinem Papa zusammen sein (sofern man daran glaubt, ich tue es und finde den Gedanken sehr schön).

Manchmal braucht es eine Pause

So werde ich meine Mutter immer in Erinnerung behalten

Die Trauerfeier fand im sehr kleinen Kreis statt und war – sofern man das so sagen kann – wirklich sehr schön. Es gibt viele Situationen und Momente, in denen ich sie schmerzlich vermisse und mir die Tränen kommen, aber die Zeremonie war gleichzeitig ein Abschluss für mich und ich blicke jetzt wieder voller Kraft nach vorn. Die benötige ich auch, denn trotz aller Trauer komme ich ja nicht umhin, ihre Wohnung aufzulösen und für die Übergabe Ende Januar vorzubereiten.

Leider gehörte meine Mutter zu der Kategorie Sammler und Jäger, Minimalismus war für sie ein absolutes Fremdwort. Und so versuche ich übervolle Schubladen und Schränke auszuräumen, den Inhalt halbwegs zu sortieren und eine möglichst sinnvolle Verwertung für die Sachen zu finden. Das ist mir durch den Verkauf einiger Möbelstücke und das Verschenken der restlichen Dinge an gemeinnützige Organisationen, Flohmarktbegeisterte, Nachbarn und Bekannte bisher zum größten Teil gut gelungen.

Aber irgendwann hat alles ein Ende und sei es auch noch so anstrengend, nervenaufreibend und stressig. So ganz langsam kehrt jetzt wieder etwas Ruhe bei mir ein und ich kann mich um anderes kümmern. Um Dinge, die ich gerne mache oder die einfach liegen geblieben sind und erledigt werden müssen. Und da mir das Schreiben auf diesem Blog immer wieder sehr viel Freude bereitet, habe ich heute beschlossen, dass es an der Zeit, wieder damit zu beginnen.

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!

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